INTERVIEW

Im Gespräch mit Vanda Scartezini, Partner und General Manager, POLO Consultores Associados und Leiterin der DNS Women Initiative

Vanda Scartezini ist Partnerin und Genral Manager bei POLO Consultores Associados und Leiterin der ICANN Initiative DNS Women. Sie spricht über ihre langjährige Erfahrung in der Tech-Branche, von National Secretary für IT-Politik bis Geschäftsführerin einer IT-Unternehmensberatung, sowie über ihre Tätigkeiten bei der ICANN. Außerdem setzt sich Scartezini mit der Initiative DNS Women für mehr Frauen in Tech ein.


Lars Steffen: Sie haben eine beeindruckende Karriere in Tech hingelegt. Wie sahen Ihre bisherigen beruflichen Stationen aus und was ist Ihre aktuelle berufliche Rolle?

Vanda Scartezini: Ich habe einen technischen Background, bin Elektroingenieurin und habe in meiner beruflichen Laufbahn in verschiedenen Bereichen der IT gearbeitet – unter anderem in der Telekommunikation, der Mikroelektronik, der Messtechnik, aber auch in verschiedenen Bereichen der Produktion.

Gemeinsam mit meinem Mann habe ich ein IT-Beratungsunternehmen, das vor 36 Jahren gegründet wurde. 2003 bin ich ins Unternehmen eingestiegen und habe die Position der Geschäftsführerin übernommen, die zuvor mein Mann innehatte. Wir haben im Zuge meines Einstiegs einige Umstrukturierungen vorgenommen, um die Rolle an meine Fähigkeiten und Expertise anzupassen und meine Reputation und Bekanntheit im Land zu nutzen. Zuvor war ich im brasilianischen Ministerium für Industrie und Handel tätig, erst als National Secretary für Industrie-Technologie und danach als National Secretary für Informationstechnologie im Ministerium für Wissenschaft und Technologie.

Ein wesentlicher Teil meines Profils besteht also aus Technologie und Technologieentwicklung, ein anderer Teil aus dem Bereich Recht und Regulierung. Heutzutage bin ich nicht nur CEO, sondern auch Vorstandsvorsitzende und Vorstandsmitglied in diversen Organisationen der Informations- und Kommunikationstechnologie.


Steffen: Lassen Sie uns gemeinsam zurückblicken auf Ihre Studienzeit: Wie war es damals um den Frauenanteil in IKT-Studiengängen bestellt?

Scartezini: Auf jeden Fall gab es damals an meiner Universität, ob Sie es glauben oder nicht, keine Toilette für Frauen! Daher gaben sie uns bestimmte Zeitfenster vor, an die wir uns halten mussten. Es gab nur fünf Frauen an der Universität. In gewisser Weise hatte dies jedoch auch Vorteile: Die Jungs betrachten uns wie einen Haufen junger, süßer Hundewelpen. Hinzu kam: Ich bin nicht sonderlich groß, eher eine kleine Frau, was vielleicht noch eher den Beschützerinstinkt hervorruft, also hat man sich immer gerne um mich gekümmert. Ich habe tatsächlich eine Menge Freunde aus dieser Zeit. Einige Professoren hingegen waren komplett dagegen, dass Frauen in ihren Seminaren und Vorlesungen sitzen. Ich bin jedoch stets scherzhaft mit ihnen umgegangen!  


Steffen: Was hat Sie dazu gebracht, sich für Technik zu interessieren?

Scartezini: Bereits in jungen Jahren stand für mich fest: Ich will Ingenieurin werden. Ich habe genau wie meine Geschwister sehr früh schreiben und lesen gelernt. Ich wollte immer gerne mehr wie die Jungs sein, immer etwas anders machen. Auch mein Großvater – den ich leider nicht so gut kannte, da wir früh von Rio de Janeiro nach Sao Paulo umgezogen sind – hat mich geprägt. Er war der Direktor einer Telefongesellschaft. Auch meine Mutter hat länger für die Telefongesellschaft gearbeitet. Meine Mutter pflegte zu sagen: „Dein Überleben darf niemals von einem Mann abhängig sein. Sei dir klar, dass du dich auf niemanden wirklich verlassen kannst. Du musst auf dich selbst zählen.“ Meiner Familie war Unabhängigkeit immer sehr wichtig, was ich denke, bei Einwandererfamilien die Norm ist.


Steffen: Wann sind Sie zum ersten Mal mit dem Internet in Berührung gekommen?

Scartezini: Das war Anfang der 90er Jahre als das Bulletin Board System (BBS) in Brasilien verfügbar war. Brasilien war eines der ersten Länder, welches eine Domain-Länderkennung über die Universität vergeben hat: nämlich „.br“.

Die Telefongesellschaft Embratel als Teil der staatlichen Telekommunikationsgruppe war damals für die internationalen Verbindungen zuständig. Wir bekamen erste E-Mail-Adressen wie „vanda@embratel.br“.

Mein Mann, ein Mathematiker, war stets sehr technik-affin und wir haben von Beginn an mit dem Internet gearbeitet. Computer und Software waren seit jeher Bestandteil unseres Unternehmens und die Präsentation des Internets für die Kunden war nur die logische Konsequenz und ein Geschäftsvorteil für uns. Ich fand es extrem interessant, die Zukunft des Internets zu sehen und zu erfahren, was damit alles möglich ist.


Steffen: Wann sind Sie mit dem DNS, der ICANN und der ICANN-Community in Berührung gekommen?

Scartezini: Die ICANN wurde 1998 ins Leben gerufen. Brasilien war von Anfang an dabei. Damals war ich als National Secretary für IT-Politik in der brasilianischen Regierung tätig. Ich wusste, dass jemand der ICANN Governmental Advisory Committee Gruppe (GAC) beitreten sollte. Da ich persönlich zu diesem Zeitpunkt keine Zeit hatte, schickte ich meinen Direktor zum GAC und er nahm an dem ersten ICANN-Meeting teil. Dadurch konnte ich einen Einblick in die GAC-Diskussion gewinnen. Nachdem der Direktor im Jahr 2000 ging, bin ich in eingestiegen und habe Brasilien im GAC vertreten. 2002 wurde ich stellvertretende Vorsitzende des GAC und seitdem habe ich ICANN nie wieder verlassen. Am Anfang war das GAC sehr klein: Wir sind in viele Länder gereist und haben uns gegenseitig besucht – von Australien bis Kanada. Alle, die von Anbeginn dabei waren, stehen sich besonders nahe. Wir konnten viele Probleme, die wir im GAC hatten, gemeinsam lösen. Schließlich bin ich in den Vorstand gekommen, was mir noch mehr Kontakte und Austausch ermöglicht hat.

In der Zwischenzeit habe ich unterschiedliche Positionen in den Gremien wahrgenommen, war im ICANN Vorstand, im At-Large Advisory Committee (ALAC), sowie im Security and Stability Advisory Committee (SSAC). Teil von ICANN zu sein, fühlte und fühlt sich an wie Teil einer Familie zu sein. Um ehrlich zu sein, sehe ich meine Freunde bei ICANN heute öfter als meine Söhne und Enkelkinder.


Steffen: Ist es eher die Technologie oder sind es die Menschen, die Sie dazu bewogen haben, über all die Jahre bei ICANN aktiv zu sein?

Scartezini: Am Anfang war es eher technologiebedingt. Heutzutage hat es viel mehr mit Herausforderungen der User zu tun. Es gibt viele Dinge, die für User nicht verständlich sind. Wie können sie beispielsweise feststellen, dass es sich nicht um eine Fake-Adresse handelt? Wie können sie das verstehen? Sie wissen auch nicht, wer sich um gewisse Aspekte und Angelegenheiten kümmern kann.

Einer der Gründe, warum ich mich stark für die generic Top-Level Domains (gTLDs) engagiert habe, war, weil ich Unternehmen davon überzeugen wollte, dass sie diese Endungen ihres Markennamens als Domain brauchen, weil so für Nutzer leicht erkennbar ist, dass es sich um eine vertrauenswürdige Domain handelt, die zum Unternehmen gehört.


Steffen: Haben Sie für bestimmte gTLDs geworben?

Scartezini: Ja, in meinem Land habe ich einige gTLDs – beispielsweise für Banken oder große Marken – gefördert. Das ist ziemlich wichtig, denn wenn die Leute den Namen einmal gesehen haben, glauben sie oft, dass er ihnen gehört.

Wenn zum Beispiel die Endung „br“ (oder dem Äquivalent in anderen Ländern) lautet, ist es leicht, die Domäne in eine ähnliche Weise zu ändern, was für die Leute irreführend sein kann. Für normale Menschen ist es sehr schwierig zu verstehen, wie sie sich schützen können. Deshalb habe ich meine Aufmerksamkeit genau auf diese Fragen gerichtet und mich damit befasst, wie man Technologie zum Schutz der User einsetzen kann.

Kommen wir zu einem weiteren Aspekt, der mir sehr wichtig ist, zu meinem Engagement für mehr Frauen in der Domain-Industrie: 2009 ist mir im Gespräch mit vier weiteren Frauen aufgefallen, dass wir viel mehr Frauen einbeziehen müssen. Wir waren einfach zu wenige in diesem Umfeld. Daher habe wir die Initiative DNS Women gegründet. Dadurch konnten sich viele Frauen untereinander vernetzen und austauschen, weitere Frauen zu Sitzungen einladen und Frauen stärker in diese Themen einbeziehen. DNS Women ist Teil der ICANN-Agenda.


Steffen: Warum ist Ihnen eine ausgewogenere Geschlechterverteilung und somit die Erhöhung des Frauenanteils bei ICANN wichtig?

Scartezini: Es ist mir besonders wichtig, weil wenn es nur Frauen oder nur Männer gibt, ist die Denkweise eben nicht vielfältig und perspektivenreich, sondern homogen. Es gibt keine Gegenpositionen. Man braucht die Vielfalt, um Punkte anzusprechen, zu diskutieren und die beste Antwort zu finden. Ausgewogenheit und Vielfalt müssen daher unser Ziel sein. Dazu zählen Diversity-Dimensionen wie Geschlechtervielfalt ebenso wie zum Beispiel die geographische Herkunft. Vielfalt zur Norm zu machen, braucht Zeit. Ich glaube, wir brauchen heterogene Denkweisen und die völlig unterschiedlichen Sichtweisen aus der männlichen und aus der weiblichen Perspektive. Wenn man die ausgewogene Denkweise findet und die Themen tiefgehend diskutiert, kann man viel bessere Antworten finden.


Steffen: Wenn ich an ICANN-Sitzungen teilnehme, habe ich das Gefühl, dass es hier wesentlich mehr Frauen gibt als in anderen Tech-Bereichen. Das mag zwar noch lange nicht perfekt sein, aber ich denke, dass bei ICANN mehr Frauen – auch in Führungspositionen – aktiv sind als in anderen Teilen der Tech-Industrie. Was können wir tun, um mehr Frauen für die Tech-Branche im Allgemeinen, aber insbesondere vielleicht auch für die ICANN-Community zu gewinnen?

Scartezini: Es stimmt, heutzutage haben wir in der ICANN Community eine größere Ausgewogenheit als in der IKT-Branche insgesamt. Aber die Beteiligung bei ICANN hängt stark vom kulturellen Hintergrund und Herkunft der Menschen ab. Wenn man die europäische und nordamerikanische Kultur mit der asiatischen, afrikanischen und latein-amerikanischen Kultur vergleicht, stellt man fest, dass sich Europäer:innen und Nordamerikaner:innen für jede Position bewerben. Dagegen warten Menschen aus der südlichen Hemisphäre, bis sie eingeladen werden: Das ist eine völlig andere Herangehensweise. Haben diese großen Weltregionen kein Selbstvertrauen? Das glaube ich nicht. Ich glaube viel mehr, dass es an der unterschiedlichen Sozialisation und kulturell-geprägten Verhaltensnormen liegt, sich nicht in den Vordergrund zu stellen. Das Konzept ist, dass man warten sollte, bis man eingeladen wird. Aber seien wir realistisch: Niemand wird auf sie zugehen und sie explizit dazu einladen. Das ist ganz natürlich. Das beobachtet man im ICANN Nominating Committee (NomCom). Ich bin seit vielen Jahren im NomCom und Sie können sich diese Situation dort zu eigen machen. Kandidat:innen aus Nordamerika und Europa schlagen sich selbst vor. Und die anderen? Sie sagen einfach: „Was denken Sie, bin ich dafür geeignet?“. Bei Frauen ist es noch schwieriger. Sie sind noch zurückhaltender. Selbst in der nördlichen Hemisphäre streben Frauen teilweise weniger aktiv Positionen an als Männer – allerdings treten sie eher pushy auf als Frauen aus der südlichen Hemisphäre.  


Steffen: Das macht es noch schwieriger, denn was wir in Studien und in der Forschung sehen, ist, dass auch in der westlichen Hemisphäre Frauen immer ein bisschen mehr leisten müssen oder besser sein müssen als Männer. Dort haben wir auch immer noch einen Gender Pay Gap, was bedeutet, dass Frauen offenbar immer noch mehr leisten müssen.

Scartezini: Es ist schwieriger, vor allem wenn man diese Aufteilung der Welt und die unterschiedlichen Verhaltensweisen und kulturellen Prägungen der Menschen beobachtet. Das Interessante ist ja, dass das Verhalten so tief in dem Menschen verankert und unterbewusst automatisiert ist, dass die Person sich gar nicht darüber bewusst ist, was sie da tut. Es gibt immer noch die Einstellung und Haltung, dass Frauen härter arbeiten und gleichzeitig schlechter bezahlt werden. Aber ich glaube, das ändert sich langsam – zumindest von dem, was ich in meiner langjährigen beruflichen Laufbahn wahrnehme.


Steffen: Bedeutet das, dass in bestimmten Teilen der Welt ein kultureller Wandel notwendig ist?

Scartezini: Ja, um in einigen Teilen der Welt mehr Frauen in für die Tech-Industrie zu gewinnen, müssen wir uns für die spezifisch kulturell-geprägte Sozialisation von Mädchen wie Rollenbilder und kulturell-geschlechtsspezifisch-geprägte Erwartungsnomen tiefgründig interessieren. Studien renommierter Unternehmen zeigen, dass man nur bis zum 15. Lebensjahr lernt beispielsweise Mathematik als etwas Interessantes zu sehen. Danach sinkt die Wahrscheinlichkeit dafür ein neues Interesse zu entwickeln.


Steffen: Sie haben eine sehr erfolgreiche Karriere in Tech hingelegt. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Scartezini: Ich glaube, dass ich Top-Positionen in der Industrie erreicht habe, weil ich erkannt habe, dass man sich selbst vermarkten muss. Man muss an sich selbst glauben und daran, dass man gut ist. Meine Mutter hat zu mir in jungen Jahren in etwa folgendes gesagt und hat mir in dieser Hinsicht sehr geholfen: „Du bist keine Schönheit, du hast bei Männern nicht allzu großen Chancen. Glaube einfach an deinen Verstand, denn du bist intelligent, nutze das!“ Das war in Ordnung. Ich bin damit aufgewachsen, habe Gelegenheiten, die sich mir geboten haben, genutzt und anderen stets gezeigt und bewiesen, was ich kann und Selbstmarketing betrieben, um aufzufallen und hervorzustechen. Ich musste mich verkaufen und habe diese Erkenntnis auch meinen Kindern beigebracht.

Ich habe Söhne, aber auch zwei Töchter. Eine ist Kinderärztin, die andere ist Ingenieurin. Auch sie standen unter dem Druck, sich zu verkaufen. Das ist besonders wichtig, denn auch für Männer gilt: Wenn sie nicht wissen, wie sie sich verkaufen sollen, kommen sie nicht weit.  


Steffen: Ihr Rat an junge Leute lautet also, mehr Selbstvermarktung zu betreiben und sich und seine Leistungen sichtbar zu machen?

Scartezini: Ja, ganz eindeutig. Ich glaube wirklich, dass die Notwendigkeit einer Veränderung des kulturellen Verhaltens sehr wichtig ist. Denn selbst in Europa kann man sehen, dass beispielsweise die Deutschen, die Portugiesen oder die Süditaliener mit dem Thema Selbstvermarktung völlig unterschiedlich umgehen, und sie haben auch völlig unterschiedlichen Erfolg in der Branche.


Steffen: Gibt es noch etwas, was Unternehmen tun können, um diesen Prozess zu unterstützen?

Scartezini: Das erste ist, die Idee intern zu verbreiten: in Schulen, in Universitäten und in sonstigen Bildungseinrichtungen für Mädchen und Frauen. Untersuchungen zeigen: Nach dem 15. Lebensjahr werden keine neuen persönlichen Interessen mehr angelernt. Deshalb muss Technik-Interesse schon früh geweckt und entwickelt werden. Wenn man Mädchen nicht dabei unterstützt, sich für Mathematik oder Physik zu interessieren, werden sie sich nicht für eine Karriere entscheiden, in der MINT-Kompetenzen gefragt sind. Damit müssen sie in einem frühen Alter anfangen.


Steffen: Nur noch eine letzte Frage: Wenn Sie einen Blick in die nahe Zukunft werfen: Was glauben Sie, wie wird sich die Tech-Branche in den nächsten fünf Jahren entwickeln? 

Scartezini: Meiner Meinung nach wird es sehr viele Veränderungen geben, was die Herausforderungen angeht. Für die junge Generation ist die Nutzung von Technik selbstverständlich und simpel, aber sie ist viel mehr an der Nutzung der Technologie interessiert als dass sie verstehen wollen, wie diese funktioniert. Darin sehe ich eine Herausforderung für den zukünftigen Fortschritt im Technologie-Sektor. Bildung muss daher darauf abzielen, dieses Interesse für die tiefgreifende Auseinandersetzung, das Verstehen von Technik und den Willen diese zu verbessern und zu verändern, wecken.

Ich glaube, dass die Zukunft der gesamte Technologie-Bereich stark davon abhängen wird, wie künstliche Intelligenz die Arbeitswelt verändert, wie sie Menschen insbesondere durch die Übernahme von repetitiven Routineaufgaben entlasten kann. Nehmen wir beispielsweise die Integration von Schaltkreisen: Das Konzept ist schwer umzusetzen, aber die physische Arbeit ist, selbst mit Hilfe einer Software, ziemlich langweilig und besteht im Grunde genommen aus stupiden Copy-and-Paste-Vorgängen. Das bedeutet, dass wir Menschen zukünftig nicht in Routineaufgaben ausbilden sollten. Wir müssen Menschen beibringen, ihre Arbeit mit Hilfe der Technologie besser zu machen. Das heißt, die Bildung muss schneller angepasst werden. Aktuell ist die Welt viel zu langsam, wenn es darum geht, den Kindern das Wissen zu vermitteln, das ihnen in der Zukunft wirklich helfen wird. Gleichzeitig schreitet der Fortschritt einiger Technologien immer schneller voran, und zwar in den Händen von Menschen, die gelernt haben, Technologien zu verändern. Aber die neue Generation ist darauf noch nicht wirklich gut vorbereitet.

Bereits in jungen Jahren stand für mich fest: Ich will Ingenieurin werden. Ich habe genau wie meine Geschwister sehr früh schreiben und lesen gelernt.

2002 wurde ich stellvertretende Vorsitzende des GAC und seitdem habe ich ICANN nie wieder verlassen. Am Anfang war das GAC sehr klein: Wir sind in viele Länder gereist und haben uns gegenseitig besucht – von Australien bis Kanada. Alle, die von Anbeginn dabei waren, stehen sich besonders nahe.

Es gibt viele Dinge, die für User nicht verständlich sind. Wie können sie beispielsweise feststellen, dass es sich nicht um eine Fake-Adresse handelt?

2009 ist mir im Gespräch mit vier weiteren Frauen aufgefallen, dass wir viel mehr Frauen einbeziehen müssen. Wir waren einfach zu wenige in diesem Umfeld. Daher habe wir die Initiative DNS Women gegründet.

Aber die Beteiligung bei ICANN hängt stark vom kulturellen Hintergrund und Herkunft der Menschen ab.

Studien renommierter Unternehmen zeigen, dass man nur bis zum 15. Lebensjahr lernt beispielsweise Mathematik als etwas Interessantes zu sehen. Danach sinkt die Wahrscheinlichkeit dafür ein neues Interesse zu entwickeln.

Ich glaube, dass die Zukunft der gesamte Technologie-Bereich stark davon abhängen wird, wie künstliche Intelligenz die Arbeitswelt verändert.

Vielen herzlichen Dank für Ihre Zeit und Ihr Mitwirken in unserer Interview-Reihe!


Das Interview ist zuerst auf Englisch im dotmagazine erschienen.