INTERVIEW

Im Gespräch mit Katja Tietze, Blockchain Consulting und Business Development bei T-Systems Multimedia Solutions

Es gibt tausende gute Gründe, warum die Internetwirtschaft weibliche Verstärkung braucht. Schließlich stehen zahlreiche Jobangebote dem Fachkräftemangel gegenüber oder aber homogene Teams und Denkweisen Innovationen im Wege. Die Digitalbranche boomt, täglich entstehen neue digitale Geschäftsmodelle und schaffen lukrative Jobs, doch die lassen sich Frauen noch zu häufig entgehen. Wir wollen das ändern. In unserer Serie „Frauen in der Tech-Branche“ kommen inspirierende weibliche Fach- und Führungskräfte der Internetbranche zu Wort. Dabei sprechen wir über die wirklich wichtigen Themen: von Entwicklungsperspektiven über Karrieretipps und Zukunftswünsche bis hin zu den Herausforderungen in einem männerdominierten Arbeitsumfeld und warum Arbeit in der Internetbranche Spaß macht. Diesmal mit: Katja Tietze, Blockchain Consulting und Business Development bei T-Systems Multimedia Solutions.

Was steht auf Ihrer Visitenkarte?

Katja Tietze: “Blockchain Consulting und Business Development”

Das klingt so spannend, dass ich mich direkt auf deinen Job bewerben möchte. Was würde mich als Blockchain Consultant bei T-Systems Multimedia Solutions im Arbeitsalltag erwarten?

Tietze: Sie sollten Lust haben täglich etwas Neues zu lernen! Dazu gehört, immer ein Ohr am Markt und das andere bei den Kunden zu haben. Schließlich geht es darum, sie bestmöglich beraten zu können, inwiefern die Blockchain-Technologie generell oder konkrete Blockchain-Lösungen helfen können, das Geschäft effizienter oder effektiver zu gestalten. Wir sind kein Forschungsunternehmen und keine pauschale Innovationseinheit, wir fokussieren die Einbindung dieser neuen Technologie in bestehende Prozesse und Systeme, um bestehende Anwendungen zu verbessern oder die Erschließung neuer Geschäftsmodelle zu forcieren. Praxistauglichkeit und Ökonomie stehen dabei weit oben auf der Prioritätenliste.

Wenn Sie eine Frau beliebigen Alters als Mentorin um einen Tipp bitten würde. Was würden Sie ihr raten? Kennen Sie Stolpersteine und/oder Erfolgsmethoden?

Tietze: Darf ich ehrlich sein? Ich mag diese „Frauen in der IT“ Debatte nicht. Verstehen Sie mich nicht falsch, wir leben immer noch in einer Welt, in der diese Debatte Realität ist. Aber mir wäre es am liebsten, es wäre einfach völlig egal, ob Frau oder Mann diesen Beruf ausüben. Ich selbst sehe mich nicht als „Frau in der IT“, sondern einfach als Diplom Informatikerin. Und ich bin überzeugt, dass, solange man Mädchen immer wieder erzählt, wie ungewöhnlich Frauen in der IT sind, sich gewiss weiterhin wenige Mädchen für diesen Berufszweig entscheiden werden. Wir müssen von der Besonderheit wegkommen und in die Normalität übergehen, dabei hilft es natürlich Vorbilder zu haben, aber auch einfach sein Ding zu machen. Deshalb mein Rat: Wisse, was du kannst und wer du bist und lass dich nicht von Rollenvorurteilen oder Rollenbildern leiten, sondern von deinem eigenen, objektiven Anspruch.

Wenn Sie selbst eine beliebige, weibliche Persönlichkeit (gerne aus der Tech-Branche) – egal ob lebendig oder tot – treffen dürften: Wer wäre es und warum?

Tietze: Queen Elisabeth. Warum? Ich hab noch niemanden sagen hören „Für eine Frau macht sie ihren Job ganz gut“. (Vielleicht auch, weil sich keiner mehr an den letzten Mann in ihrer Situation erinnert.)

Wir geben Ihnen jetzt mal einen anderen interessanten Job und machen Sie zur Chefredakteurin eines Leitmediums – egal ob Bild oder FAZ: Welche Schlagzeile würden Sie zum Thema „Diversity/Frauen in der Tech-Branche“ im Aufmacher-Artikel gerne lesen? Und was soll in dem Artikel stehen?

Tietze: Am liebsten würde ich gar keinen Artikel zu diesem Thema publizieren wollen – schon gar keinen Aufmacher mit prägnanter Schlagzeile. Denn indem wir die Besonderheit von Frauen in der Tech-Branche betonen, stellen wir die Normalität dieser Tatsache in Frage. Und das erscheint mir unangemessen! Wenn es dann aber doch sein müsste, wäre ich für einen historischer Rückblick à la „Heute undenkbar, früher Realität: Als das Geschlecht noch eine Rolle spielte“. In dem Artikel würde es darum gehen, dass es eine Zeit gab, als Frauen in bestimmten Berufen noch immer die Ausnahme darstellten und es auch für junge Mädchen nicht einfach war, aus der rosa-hellblau Falle auszubrechen.

Beim letzten Mal haben wir Donya Amer, Executive Vize President bei Bosch, getroffen. Sie hat uns folgende Frage für Sie mitgegeben: „Mir persönlich wird die Diversity-Debatte in Deutschland mitunter zu oft auf Gender-Diversity reduziert. Ich würde Ihrer nächsten Interview-Partnerin daher gerne die Frage mitgeben: Was ist für Sie Diversity?

Tietze: Das ist eine schöne Vorlage. Ja, Diversity ist weitreichender und letztlich ist niemand genau wie der andere. Jeder hat bestimmte Stärken und Schwächen und am Ende sind häufig die optimale Teamzusammensetzung und gute Kommunikation zwischen den Individuen der entscheidende Erfolgsfaktor. Ich würde ein Team nicht nach Ausgewogenheit der Geschlechter aufstellen, sondern nach Ausgewogenheit der Fähigkeiten. Fachliche Expertise, wirtschaftliche Weitsicht, soziale Kompetenz, innovative Denkweisen, Flexibilität und Risikobereitschaft, ein bisschen von allem (in einer Person oder einem Team). Das für mich Diversity: Vielschichtigkeit und ein weiter Horizont.

Für unsere Interview-Reihe „Frauen in der Tech-Branche“ treffen wir beim nächsten Mal Kenza Ait Si Abbou Lyadini, Senior Managerin Robotics & Artificial intelligence bei der Telekom. Welche Frage sollen wir ihr stellen?

Tietze: Oh cool, das klingt nach einer sehr spannenden Gesprächspartnerin! Ich würde sie fragen: „Welche Skills haben Ihnen nach Ihrer Meinung am meisten geholfen, um Ihre jetzige Position zu erreichen?“ Und natürlich, ob sie einmal ein Projekt mit uns zusammen durchführen will.

Vielen lieben Dank für das Interview, Frau Tietze!

Wir müssen von der Besonderheit wegkommen und in die Normalität übergehen, dabei hilft es natürlich Vorbilder zu haben, aber auch einfach sein Ding zu machen.

Das für mich Diversity: Vielschichtigkeit und ein weiter Horizont.