eco Studie: Gleichstellung von Frauen bringt Wettbewerbsvorteile

  • Weltweit ist nur ein Viertel der technischen Fachkräfte weiblich, in Europa nur ein Sechstel
  • eco Leitfaden „Women in Tech Across the Globe“ gibt Handlungsempfehlungen für Unternehmen

Unternehmen mit einem hohen Maß an Geschlechterdiversität sind erfolgreicher. Frauen zu beschäftigen stellt einen großen Vorteil gegenüber dem Wettbewerb dar, zeigt die eco Studie „Women in Tech Across the Globe: A Good Practice Guide for Companies“. Die 54-seitige englischsprachige Studie stellt eine Reihe konkreter Handlungsempfehlungen für Unternehmen jeder Größe zur Verfügung, die sie bei der Geschlechtergleichstellung unterstützen. Die Grundlage dieser Empfehlungen sind Fakten und Zahlen aus der globalen Wirtschaft. Ihren Schwerpunkt legt die Studie dabei auf sechs Länder, in denen der eco Verband tätig ist: Deutschland, die Niederlande, Frankreich, Bulgarien, die Vereinigten Staaten und Indien. Von Land zu Land variiert der Anteil der in der IT beschäftigten Frauen stark – von 34 Prozent in Indien bis zu 16,6 Prozent in den Niederlanden.

„Auf jede Fachfrau, die in der Internetindustrie arbeitet, kommen derzeit weltweit drei Männer – in Europa sind es sogar fünf“, sagt Lucia Falkenberg, Chief People Officer (CPO) und Leiterin der Kompetenzgruppe New Work im eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. „Mit unserer Studie wollen wir dazu beitragen, dass die Internetwirtschaft als eine der innovativsten und fortschrittlichsten aller Branchen Geschlechterstereotypen eine Absage erteilt.“

Europa hinkt im Vergleich zu anderen Regionen hinterher

Oliver Süme, Vorstandsvorsitzender des eco Verbands ergänzt: „Als Vertreter der digitalen Welt spielen Unternehmen der Internetwirtschaft eine Vorreiterrolle bei der Überwindung des Geschlechtergefälles und der Förderung demokratischer Werte. Sie haben eine beispiellose Motivation, diese Herausforderung anzunehmen.“ Damit das gelingt, identifiziert die Studie fünf Hauptfaktoren, die für das Geschlechtergefälle verantwortlich sind: Stereotype in Bildung und Erziehung, ein Mangel an weiblichen Vorbildern und Frauen in Führungspositionen, eine männlich geprägte Arbeitskultur und eine digitale Skepsis, die in westlichen Industrieländern bei Frauen weitaus stärker ausgeprägt ist als bei Männern.

Konkrete Tipps für mehr Geschlechtergerechtigkeit

Die Studie gibt auch zahlreiche Tipps, wie Unternehmen diese Sterotype überwinden und so mit diversen Teams ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Allein durch die Art und Weise, wie ein Arbeitsplatz beschrieben wird, lässt sich die Zahl der weiblichen Bewerber mehr als vervierfachen. Doch Geschlechtergerechtigkeit zu schaffen ist auch eine gesellschaftliche Herausforderung. Als Handlungsfelder identifiziert die Studie die Rekrutierung/den Wiedereinstieg von Frauen, die Bindung von Frauen durch eine neue Arbeitskultur, die Unterstützung von Frauen bei Aufstiegsmöglichkeiten und die Zusammenarbeit mit Bildungsträgern zur Förderung weiblicher Nachwuchskräfte.

„Im Grunde genommen ist die Förderung von Frauen in der IT eine Aufgabe, die nicht weiter aufgeschoben werden kann“, sagt Oliver Süme. Im Jahr 2025 beispielsweise wird der Fachkräftemangel in der IT-Branche in Deutschland auf 625.000 und in Frankreich auf 520.000 geschätzt.* „Die Unternehmen müssen jetzt die Förderung von Frauen und Vielfalt zu einer obersten Priorität machen, denn die Gleichstellung der Geschlechter liegt in ihrem ureigensten wirtschaftlichen Interesse“, so das Fazit von Oliver Süme.

* Empirica, 2019

Download der Studie, 54-Seiten englischsprachig
Download deutschsprachige Management-Summary

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„Vorbilder und Sichtbarkeit sind das A und O“

Heterogene Teams fördern Innovationen und sorgen für mehr Qualität und Leistung. Davon ist Lucia Falkenberg, eco Chief People Officer, überzeugt. Zudem benötigt die Internetwirtschaft dringend weitere Fachkräfte. Im Interview erläutert Falkenberg, wie mehr Frauen für die Branche gewonnen werden können.


Frau Falkenberg, eco hat jüngst eine Studie zu den Arbeits- und Rahmenbedingungen von Frauen in der Internetwirtschaft veröffentlicht. Warum braucht die Internetwirtschaft denn ganz konkret mehr weibliche Fach- und Führungskräfte?

Wir können es uns schlichtweg nicht länger leisten, auf eine Generation hochqualifizierter Frauen zu verzichten, sondern müssen dieses Potenzial jetzt nutzen. Um es mit Kurt Tucholsky zu sagen: „Kein Erfolg ohne Frauen.“

Einerseits reift in immer mehr Unternehmen die Erkenntnis, dass heterogene Teams Innovationen fördern, die Qualität und Leistung steigern und durch die vielfältigen Perspektiven bessere Lösungen entwickeln. Andererseits boomt die Digitalbranche. Unternehmen suchen händeringend Fachkräfte. Der Ruf nach weiblichen Kolleginnen wird in der gesamten Internetwirtschaft daher immer lauter.


Wie kann es Arbeitgebern der Branche denn gelingen Frauen für sich zu gewinnen?

Wichtige Hebel liegen vor allem im Bereich Personal: In unserer Studie „Frauen in der Internetwirtschaft“, die kostenlos zum Download bereitsteht, finden sich viele konkrete Maßnahmen die vom Personalrekruiting bis hin zur Führungskräfteentwicklung reichen. Führungskräfte sind die wichtigsten Treiber von Diversity und einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen in Führungspositionen.

Vorbilder und Sichtbarkeit sind das A und O. Unternehmen sollten ihre weiblichen Fach- und Führungskräfte in der Kommunikation und Außendarstellung in die erste Reihe holen. Denn weibliche Vorbilder ziehen weitere Bewerberinnen an, agieren in Unternehmen als Mentorinnen für ihre Kolleginnen und wirken sich positiv auf das Unternehmensimage aus.

Gefragt sind jedoch nicht nur die Frauen selbst, sondern auch deren männliche Vorgesetzte und Kollegen. Sie müssen Mitarbeiterinnen in ihren Talenten fördern, bei Beförderungen berücksichtigen und Rahmenbedingungen schaffen, die dazu beitragen, die Internetwirtschaft noch bunter und vielfältiger zu gestalten.


Was sind Ihre drei Top-Argumente für eine Karriere in der Internetbranche?

Da sind zunächst die vielfältigen und hervorragenden Karrierechancen zu nennen. In der IT-Branche werden nicht nur Programmierer und Entwickler, sondern auch beispielsweise Juristinnen im Bereich Datenschutz gesucht oder Expertinnen für Digitales Marketing und Contollerinnen, die schauen, dass die Zahlen stimmen.

In der Digitalwirtschaft entstehen zahlreiche neue Jobs und Berufsbilder wie beispielsweise der Chief Digital Officer oder der Chief Information Officer. Diese Stellen werden neugeschaffen und zugleich werden neue Abteilung gegründet. Das bedeutet, dass Frauen, wenn sie solche Positionen bekleiden, relativ schnell aufsteigen können.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die sehr gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch New-Work-Faktoren wie mobiles Arbeiten und vielfältige Arbeitszeitmodelle.


Vielen Dank für das Interview, Frau Falkenberg.

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Studie belegt: Frauen in der IT-Branche weiterhin unterrepräsentiert

  • Weltfrauentag am 8. März: eco veröffentlicht Studie „Frauen in der Internetwirtschaft“ in Kooperation mit dem Institut für Innovation und Technik (iit)
  • Frauenanteil in der IT-Branche in Deutschland mit 16 Prozent auch im internationalen Vergleich gering
  • eco fordert gesamtgesellschaftliches Engagement für mehr Frauen in der Internetbranche

„Das größte Potenzial, das Deutschland bisher brach liegen lässt, sind Mädchen und Frauen in der IT und Digitalwirtschaft“, so das Fazit von Oliver J. Süme, Vorstandsvorsitzender vom eco — Verband der Internetwirtschaft e. V., zum Weltfrauentag am 8. März. Aktuell fällt der Frauenanteil in der IT-Branche in Deutschland mit 16 Prozent eher gering aus.1 Um gegenzusteuern fordert eco das Engagement aller beteiligten Akteure, insbesondere von Unternehmen und Politik. Dieses und weitere Ergebnisse zur Situation von Frauen in der Internetwirtschaft finden sich in der Studie „Rahmen- und Arbeitsbedingungen für Frauen in der Internetwirtschaft“, die eco heute in Kooperation mit dem Institut für Innovation und Technik Berlin (iit) veröffentlicht hat. Neben der Betrachtung des Status quo und der Beleuchtung von Ursachen für den Gender Gap in der Digitalwirtschaft enthält die Kurz-Studie vor allem praxisnahe Handlungsempfehlungen für Arbeitgeber und Politik.

„Unternehmen müssen die Förderung von Frauen und Diversity jetzt zur Chefsache machen, denn die Gleichstellung der Geschlechter liegt in ihrem tiefsten wirtschaftlichen Interesse“, so Süme. Als digitaler Branchenverband wolle eco, der in diesem Jahr unter dem Motto „25 Jahre Netz mit Verantwortung“ Jubiläum feiert, Unternehmen und Politik für das Thema Frauenförderung in der Internetwirtschaft sensibilisieren und einen Austausch über gemeinsame Konzepte anstoßen. Führungskräfte seien die wichtigsten Treiber von Diversity und der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen in Führungspositionen. In Richtung Politik appelliere er vor allem, das Gründer-Ökosystem schnellstmöglich frauenfreundlicher zu gestalten und Bildungsangebote zu schaffen, die Stereotypen entgegenwirken und Mädchen schon früh für Digitalisierung und IT begeistern.

Die IT-Branche muss weiblicher werden

Auf offene Positionen für Programmierer und IT-Experten sind je nach Position nur rund 10 bis 20 Prozent der Bewerber weiblich. Besser sieht es auch im Bereich Gründungen nicht aus. An der Gründung von innovativen Startups mit vorwiegend digitalen Geschäftsmodellen in Deutschland sind nur 15,7 Prozent Frauen in Gründungsteams beteiligt.2 Dabei boomt die Digitalbranche, täglich entstehen neue Jobs und Geschäftsmodelle. Unternehmen suchen händeringend Fachkräfte mit digitalem Know-how. „Kein Arbeitgeber kann es sich erlauben, auf weibliche Fach- und Führungskräfte zu verzichten. In der männerdominierten IT-Welt wird daher der Ruf nach mehr Kolleginnen immer lauter“, weiß Lucia Falkenberg, Chief People Officer beim eco und dem Internet-Knoten-Betreiber DE-CIX. Hinzu komme der Umstand, dass in immer mehr Unternehmen und Führungsetagen die Erkenntnis reife, dass gemischte Teams die Innovationskraft nachweislich fördern, Qualität und Leistung steigern und somit auch einen monetären Mehrwert ausmachen.

Politik muss Bildung und Gründerinnen stärker fördern

Die Autoren der Studie sehen unter anderem die Stärkung weiblicher Netzwerke, spezieller Mentoren-Programme, Diversity-Trainings für Führungskräfte und Vorgesetzte und Unternehmenskulturen, die Diversity bewusst fördern, als Voraussetzung, um zukünftig mehr Frauen für die Branche zu gewinnen. Mitunter hafte der Internetbranche zudem ein männerdominiertes Image an, das hinderlich sei. „Arbeitgeber sind gut beraten, ihre weiblichen Role Models in der Außendarstellung in die erste Reihe zu holen: sei es als Referentin bei Messen und Veranstaltungen, in den Veröffentlichungen der Unternehmenskommunikation oder im Employer Branding“, weiß Falkenberg aus Erfahrung.

Weitere Potenziale liegen in der Personalgewinnung, -bindung und -entwicklung. „Wer im Wettstreit weibliche Talente für sich gewinnen will, der sollte die Zielgruppe bereits in der Bewerber-Ansprache gezielt abholen und beispielsweise Benefits zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf klar in den Vordergrund stellen, Teams divers besetzen und seine Führungskräfte intensiv darin schulen wie sie aus heterogenen Menschen ein erfolgreiches Team formen“, rät Falkenberg. Damit Frauen sich die vielfältigen Karriereperspektiven und Jobchancen der Internetwirtschaft nicht entgehen lassen, sei darüber hinaus die Politik gefragt. Anzugehen seien vor allem Bildungsangebote und Initiativen, die bereits Mädchen und junge Frauen für Digitalisierung und IT begeistern. Auch beim Thema Gründungen sind Frauen unterrepräsentiert. Abhilfe kann die Förderung spezieller Wettbewerbe für Gründerinnen, die Bereitstellung von Coachingangeboten und Leitfäden zur Ansprache von Investoren oder Verhandlungen mit Banken für Gründerinnen oder die Stärkung der medialen Berichterstattung über Female Entrepreneurship schaffen.

1 Anteil der weiblichen Angestellten in der IT-Branche absolut und prozentual für ausgewählte Länder (Quellen für Female Tech Workforce EU-Länder: Eurostat 2019a) Eurostat (2019a): Online verfügbar unter https://appsso.euros- tat.ec.europa.eu/nui/show.do?dataset=isoc_sks_itsps&lang=en (letzter Zugriff 27.02.2020)
Bundesverband Deutsche Startups e.V. 2019, Bundesverband Deutsche Startups e. V. (2019): FFM – Female Founders Monitor. Online verfügbar unter https://deutscher- startupmonitor.de/fileadmin/ffm/ffm_2019/studie_ffm_2019. pdf (letzter Zugriff 28.08.2019)

Interessierte Journalisten können die vollständige Studie per E-Mail anfordern unter: hanna.vonderau(at)eco.de

Die Studie steht allen Interessierten zum Download zur Verfügung