„Vorbilder und Sichtbarkeit sind das A und O“

Heterogene Teams fördern Innovationen und sorgen für mehr Qualität und Leistung. Davon ist Lucia Falkenberg, eco Chief People Officer, überzeugt. Zudem benötigt die Internetwirtschaft dringend weitere Fachkräfte. Im Interview erläutert Falkenberg, wie mehr Frauen für die Branche gewonnen werden können.


Frau Falkenberg, eco hat jüngst eine Studie zu den Arbeits- und Rahmenbedingungen von Frauen in der Internetwirtschaft veröffentlicht. Warum braucht die Internetwirtschaft denn ganz konkret mehr weibliche Fach- und Führungskräfte?

Wir können es uns schlichtweg nicht länger leisten, auf eine Generation hochqualifizierter Frauen zu verzichten, sondern müssen dieses Potenzial jetzt nutzen. Um es mit Kurt Tucholsky zu sagen: „Kein Erfolg ohne Frauen.“

Einerseits reift in immer mehr Unternehmen die Erkenntnis, dass heterogene Teams Innovationen fördern, die Qualität und Leistung steigern und durch die vielfältigen Perspektiven bessere Lösungen entwickeln. Andererseits boomt die Digitalbranche. Unternehmen suchen händeringend Fachkräfte. Der Ruf nach weiblichen Kolleginnen wird in der gesamten Internetwirtschaft daher immer lauter.


Wie kann es Arbeitgebern der Branche denn gelingen Frauen für sich zu gewinnen?

Wichtige Hebel liegen vor allem im Bereich Personal: In unserer Studie „Frauen in der Internetwirtschaft“, die kostenlos zum Download bereitsteht, finden sich viele konkrete Maßnahmen die vom Personalrekruiting bis hin zur Führungskräfteentwicklung reichen. Führungskräfte sind die wichtigsten Treiber von Diversity und einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen in Führungspositionen.

Vorbilder und Sichtbarkeit sind das A und O. Unternehmen sollten ihre weiblichen Fach- und Führungskräfte in der Kommunikation und Außendarstellung in die erste Reihe holen. Denn weibliche Vorbilder ziehen weitere Bewerberinnen an, agieren in Unternehmen als Mentorinnen für ihre Kolleginnen und wirken sich positiv auf das Unternehmensimage aus.

Gefragt sind jedoch nicht nur die Frauen selbst, sondern auch deren männliche Vorgesetzte und Kollegen. Sie müssen Mitarbeiterinnen in ihren Talenten fördern, bei Beförderungen berücksichtigen und Rahmenbedingungen schaffen, die dazu beitragen, die Internetwirtschaft noch bunter und vielfältiger zu gestalten.


Was sind Ihre drei Top-Argumente für eine Karriere in der Internetbranche?

Da sind zunächst die vielfältigen und hervorragenden Karrierechancen zu nennen. In der IT-Branche werden nicht nur Programmierer und Entwickler, sondern auch beispielsweise Juristinnen im Bereich Datenschutz gesucht oder Expertinnen für Digitales Marketing und Contollerinnen, die schauen, dass die Zahlen stimmen.

In der Digitalwirtschaft entstehen zahlreiche neue Jobs und Berufsbilder wie beispielsweise der Chief Digital Officer oder der Chief Information Officer. Diese Stellen werden neugeschaffen und zugleich werden neue Abteilung gegründet. Das bedeutet, dass Frauen, wenn sie solche Positionen bekleiden, relativ schnell aufsteigen können.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die sehr gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch New-Work-Faktoren wie mobiles Arbeiten und vielfältige Arbeitszeitmodelle.


Vielen Dank für das Interview, Frau Falkenberg.