Lars Steffen koordiniert als Director International die internationalen Aktivitäten des eco Verbandes und ist Ansprechpartner für Mitgliedsunternehmen aus der Domain-Branche. In unserem Interview spricht er über seinen Arbeitsalltag, das ICANN78 in Hamburg und was er an seinem internationalen Team schätzt.
Wie gestaltet sich Dein Arbeitsalltag als Director International beim eco Verband und was ist das besonders Spannende an Deinem Job?
Lars Steffen: Als Team International bei eco besprechen wir uns jeden Morgen kurz und verteilen die Aufgaben: Übersetzungen von News, Studien, Positionspapieren, neue Artikel für das dotmagazine, Social Media Posts – jeden Tag haben wir mit der ganzen Bandbreite an Themen bei eco zu tun. Diese Vielfalt finde ich besonders spannend.
Du bist als Ansprechpartner für eco Mitgliedsunternehmen weltweit tätig und auch Dein Team beim eco ist sehr international aufgestellt. Am 23. Mai ist Diversity Day. Zur Diversity-Dimension gehört natürlich nicht nur der Aspekt Gender, sondern auch der Aspekt Herkunft. Was schätzt Du an der Zusammenarbeit in multikulturellen Teams und wo liegen vielleicht auch besondere Herausforderungen?
Steffen: Je vielfältiger ein Team in jeder Hinsicht ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass es in der Lage ist, eine Vielzahl von Herausforderungen zu meistern: Geschlecht, Herkunft, Sprache, unterschiedliche Ausbildungen, berufliche Hintergründe oder Erfahrungen – viele dieser Faktoren bringen oft eine Fülle von so genannten Soft Skills mit sich, die man in kaum einem Lebenslauf findet, die aber im Team zum Tragen kommen und einen enormen Unterschied machen. Dieses kann man in internationalen Foren wie beispielsweise ICANN oder der eco Kompetenzgruppe Names & Numbers Forum immer wieder beobachten und das macht auch den Reiz aus, sich dort zu engagieren.
Humor kann eine Herausforderung sein. Unterschiedliche Kulturen haben einen unterschiedlichen Sinn für Humor. Gemeinsam lachen ist immer schön, erfordert aber manchmal etwas Fingerspitzengefühl.
Warum engagierst Du Dich mit dem International Team im Bereich Women in Tech?
Steffen: Die meiste Zeit meines Berufslebens bin ich in der so genannten Tech-Branche tätig. Glücklicherweise habe ich immer in Unternehmen und Teams gearbeitet, die geschlechtsspezifisch sehr ausgewogen waren und sind. Das habe ich immer als sehr angenehm empfunden, nicht nur in Bezug auf die Qualität der Arbeit, sondern auch im Umgang mit den Kolleginnen und Kollegen und den Kunden. Daher sollten auch andere von diesem positiven Einfluss profitieren und mehr auf Diversität achten.
Im Oktober wird Hamburg zum Nabel der Internetwelt: Gemeinsam mit der DENIC eG und der Freien und Hansestadt Hamburg richtet eco als Gastgeber das ICANN Annual General Meeting ICANN78 in Hamburg aus. Erwartet werden rund 2.500 Teilnehmende aus Forschung, Tech-Community, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft aus der ganzen Welt. Was sind die Fokusthemen und wie können sich eco Mitgliedsunternehmen und Mitarbeiter:innen aus eco Mitgliedsunternehmen einbringen?
Steffen: Die Agenda für das ICANN-Meeting78 steht noch nicht fest, so dass sich noch nicht alle Themenschwerpunkte genau vorhersagen lassen. Dennoch gibt es natürlich eine Reihe von Themen, die derzeit in der Branche intensiv diskutiert werden und die sicherlich auch in Hamburg ganz oben auf der Agenda stehen werden. Dazu gehören unter anderem die nächste Bewerbungsrunde für neue Top-Level-Domains, die Neubesetzung des CEO-Postens bei ICANN, der Umgang mit Online-Missbrauch oder die Veröffentlichung von sogenannten WHOIS-Daten.
Da ICANN nach dem Multi-Stakeholder-Modell arbeitet, kann sich jeder aktiv einbringen. Die Teilnahme ist kostenlos. Ich kann daher nur jeden ermutigen, nach Hamburg zu kommen und es selbst zu erleben. ICANN hat ein breites Angebot für Neueinsteiger, um sich bei ICANN zurechtzufinden und auf den aktuellen Stand der Diskussion zu den jeweiligen Themen zu bringen.
Im Rahmen des Begleitprogramms des ICANN78 in Hamburg planst Du gemeinsam mit den Women in DNS, Women4Cyber und #LiT – Ladies in Tech: Wie kam es dazu, was dürfen Teilnehmer:innen erwarten und wer kann teilnehmen?
Steffen: Bei ICANN gibt es bereits seit 2009 die Gruppe „DNS Women“, um mehr Frauen für die Branche zu begeistern. Auch der eco Verband verfolgt mit seiner Initiative „Ladies in Tech“ bereits seit einigen Jahren das gleiche Ziel. Da liegt es nahe, das ICANN78-Meeting in Hamburg zum Anlass zu nehmen, beide Communities zusammenzubringen.
Wie lautet Dein Karriere-Tipp an Frauen, die in der Tech-Branche durchstarten wollen?
Steffen: Dazu kann man eine ganze Menge sagen und schreiben. Wenn ich es aber auf einen Aspekt herunterbrechen soll: Selbstbewusst sein und zeigen, was man kann. Kompetenz ist das A und O. Wer sie zeigt, kann sich der Anerkennung – auch der männlichen Kollegen – sicher sein.
Wir möchten Dir jetzt einen weiteren interessanten Job geben und machen Dich zum Podcast-Host. Welche Personen aus der Tech-Branche lädst Du zum Gespräch ein und worüber redest Du mit Deinen Gästen?
Steffen: Die Gründung und Entstehung der ICANN. Wir sprechen mit der Gründungsvorsitzenden von ICANN, Esther Dyson, und ihrem Nachfolger, Vint G. Cerf, um zu erfahren, wie ICANN gegründet wurde und ihre ersten Schritte als Multi-Stakeholder-Organisation unternahm, um die Wartung und die Verfahren für den Namens- und Zahlenraum des Internets zu koordinieren und einen stabilen und sicheren Betrieb des Netzes zu gewährleisten.
- Thomas Rickert, Director Names & Numbers, eco will talk to
- Esther Dyson, founding board chair (October 1998 – November 2000)
- Vint G. Cerf, board chair, (November 2000 – November 2007)
Im Rahmen unserer Interview-Reihe haben wir jüngst mit Kiki Radicke, Leitung People und Culture bei Adacor, gesprochen. Sie hat uns folgende Frage Dich mitgegeben: Als Personalerin dreht sich in meiner Arbeit viel darum, die richtigen Talente an Bord zu holen und weiter zu entwickeln. Was muss ein Unternehmen mitbringen, damit es dich von sich als beste Arbeitgeberin für deine Karriere überzeugt?
Steffen: Ich denke, dass Fairness und Transparenz wichtige Faktoren sind: Umgang mit Vorgesetzten und Kolleg:innen, Karrieremöglichkeiten, Vergütung etc. Bei vielen dieser Aspekte fühlt man sich wohler, wenn Fairness und Transparenz gewährleistet sind.
Je vielfältiger ein Team in jeder Hinsicht ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass es in der Lage ist, eine Vielzahl von Herausforderungen zu meistern.
Glücklicherweise habe ich immer in Unternehmen und Teams gearbeitet, die geschlechtsspezifisch sehr ausgewogen waren und sind.
ICANN hat ein breites Angebot für Neueinsteiger, um sich bei ICANN zurechtzufinden und auf den aktuellen Stand der Diskussion zu den jeweiligen Themen zu bringen.
Kompetenz ist das A und O. Wer sie zeigt, kann sich der Anerkennung – auch der männlichen Kollegen – sicher sein.
Ich denke, dass Fairness und Transparenz wichtige Faktoren sind.
Vielen herzlichen Dank für Deine Zeit und Dein Mitwirken in unserer Interview-Reihe!
Lars Steffen ist Director International bei eco – Verband der Internetwirtschaft, dem größten Verband der Internetwirtschaft in Europa. Bei eco koordiniert er alle internationalen Aktivitäten des Verbandes und kümmert sich um die Mitglieder aus der Domain-Branche.
Dieses Interview ist ebenfalls auf Englisch verfügbar.