Es gibt tausende gute Gründe, warum die Internetwirtschaft weibliche Verstärkung braucht. Schließlich stehen zahlreiche Jobangebote dem Fachkräftemangel gegenüber oder aber homogene Teams und Denkweisen Innovationen im Wege. Die Digitalbranche boomt, täglich entstehen neue digitale Geschäftsmodelle und schaffen lukrative Jobs, doch die lassen sich Frauen noch zu häufig entgehen. Wir wollen das ändern. In unserer Serie „Frauen in der Tech-Branche“ kommen inspirierende weibliche Fach- und Führungskräfte der Internetbranche zu Wort. Dabei sprechen wir über die wirklich wichtigen Themen: von Entwicklungsperspektiven über Karrieretipps und Zukunftswünsche bis hin zu den Herausforderungen in einem männerdominierten Arbeitsumfeld und warum Arbeit in der Internetbranche Spaß macht. Dieses Mal mit: Pauline Schmidt, Head of Sales, MoBerries GmbH.
Was steht auf Ihrer Visitenkarte?
Pauline Schmidt: Ich besitze tatsächlich noch Visitenkarten, auf denen Head of Sales, MoBerries GmbH steht.
Wenn ich mich auf Ihren Job bewerben möchte, was würde mich im Arbeitsalltag erwarten? Und was muss ich für den Job unbedingt mitbringen?
Schmidt: Ich bin für den gesamten Sales-Prozess bei MoBerries zuständig und führe tagtäglich viele Telefonate mit potenziellen Kunden, die sich für unseren Service interessieren und verstehen möchten, inwiefern sich dieser in bestehende Recruiting-Prozess einbinden lässt. Im Sales sollte man auf jeden Fall kommunikativ und empathisch sein, aber auch Ausdauer und ein dickes Fell sollte man besitzen.
Wie lautet Ihr Karriere-Tipp an Frauen, die in der IT-Branche durchstarten wollen?
Schmidt: Ich würde allen Frauen raten, sich einfach zu trauen und nicht zu sehr darüber nachzudenken und sich nicht immer zu fragen: Kann ich das wirklich? Bin ich gut genug für diesen Job? Denn ja, jeder kann erfolgreich sein – egal ob Mann oder Frau – wenn man mit der richtigen Einstellung und einem gewissen Interesse für neues, auch für neue Technologien an den Job herantritt.
Meiner Meinung nach hat eine Karriere in der Tech-/IT-Branche nichts mit dem Geschlecht zu tun. Klar, ist die Tech Branche immer noch sehr männerdominiert, aber davon sollte man sich nicht abschrecken oder entmutigen lassen – „know your worth“.
Ich würde allen Frauen raten, sich einfach zu trauen und nicht zu sehr darüber nachzudenken und sich nicht immer zu fragen: Kann ich das wirklich? Bin ich gut genug für diesen Job? Denn ja, jeder kann erfolgreich sein – egal ob Mann oder Frau – wenn man mit der richtigen Einstellung und einem gewissen Interesse für neues, auch für neue Technologien an den Job herantritt.
Nehmen wir an Sie selbst könnten eine beliebige, weibliche Persönlichkeit (gerne aus der Tech-Branche) – egal ob lebendig oder tot – treffen: Wer wäre es und warum?
Schmidt: Sheryl Sandberg, denn ich finde sie ist eine beeindruckende Frau, die sich in der Tech-Branche durchgesetzt hat und von der ich und auch viele andere sicher viel lernen und profitieren können.
Mit MoBerries bieten Sie Kunden eine KI-basierte Recruiting-Lösung. Wo und wie können HRler KI in der Personalgewinnung einsetzen? Und welche Vorteile hat das für HR und für Bewerber?
Schmidt: Dank künstlicher Intelligenz werden Recruiting-Prozesse einfacher und schneller. Die KI nutzt Daten und lernt mit jeder Interaktion zwischen Bewerbern und Recruitern hinzu, um noch akkuratere “Job-Matches” zu generieren. Gleichzeitig erfährt nun auch der Bewerber, weshalb er abgelehnt wurde und kann sein Profil basierend auf dem Feedback der Unternehmen optimieren.
Folglich automatisiert die KI im Recruiting die ersten Bewerberrunden, damit sich Recruiter auf das Wesentliche konzentrieren können – relevante Bewerber auf Herz und Nieren prüfen.
Bewerber sind gleichermaßen große Profiteure der KI-Möglichkeiten im Recruiting. Eine KI ist nicht voreingenommen, eine KI hat keine Vorurteile. Sie wertet die Daten des Bewerbers aus, und sucht die zu ihm passenden Stellen. Es vereinfacht die Jobsuche ungemein und löst zusätzlich einer der größten Frustrationen bei Bewerbungen: Die kommentarlosen und unpersönlichen Absagen. Die gesammelten (Feedback)-Daten der Recruiter werden an Bewerber weitergeben – endlich erfährt der Bewerber, weshalb es nicht geklappt hat, und kann sich in diesen Bereichen verbessern.
Wenn wir uns den Bereich Personalgewinnung und Diversity anschauen, so liegt eine Hürde darin, dass Menschen häufig nach dem Ähnlichkeitsprinzip verfahren, sprich Bewerber auswählen und einstellen, die ähnlich sozialisiert sind wie sie selbst. Thomas stellt gerne Thomas ein und Michael eben Michael. Inwiefern kann KI dazu beitragen, Unconscious Bias im Bewerbungsverfahren zu minimieren?
Schmidt: Mit KI kann man einen großen Schritt in Richtung Objektivität gehen, solange man sie richtig einsetzt. Die KI analysiert in erster Linie zur Verfügung stehende Daten, wie z.B. Berufserfahrung und Fähigkeiten, nicht aber Geschlecht, Alter, Aussehen etc. – das führt automatisch dazu, dass die KI unvoreingenommen entscheiden kann, welche Bewerber basierend auf diesen Faktoren am besten passen.
Was sind Ihre Tipps an HR-Abteilungen um mehr Bewerbungen von Frauen zu generieren?
Schmidt: Frauen bewerben sich tendenziell eher auf eine Stelle, wenn sie das Gefühl haben, dass sie alle geforderten Attribute auch wirklich erfüllen, deswegen würde ich HR-Abteilungen raten, deutlich zu machen, dass nicht alle Anforderungen ein Must-have sind, sondern einiges auch im Job erworben werden kann.
Frauen bewerben sich tendenziell eher auf eine Stelle, wenn sie das Gefühl haben, dass sie alle geforderten Attribute auch wirklich erfüllen, deswegen würde ich HR-Abteilungen raten, deutlich zu machen, dass nicht alle Anforderungen ein Must-have sind, sondern einiges auch im Job erworben werden kann.
Wir geben Ihnen jetzt mal einen weiteren interessanten Job und machen Sie zur Chefredakteurin eines Leitmediums – egal ob Bild, Die Zeit oder FAZ: Welche Schlagzeile würden Sie zum Thema „Diversity/Frauen in der Tech-Branche“ im Aufmacher-Artikel gerne lesen? Und was soll in dem Artikel stehen?
Schmidt: “Why the f**** does it matter?” In dem Artikel sollten meiner Meinung nach Beispiele von Frauen, die in der Tech Branche arbeiten, gezeigt werden und es sollte thematisiert werden, wieso es keine Rolle spielen sollte, dass man eine Frau ist.
Stichwort: Diversity. Gibt es aus Ihrer Sicht eine Erfolgsformel zur Zusammensetzung von Teams? Wie sieht das ideale Team aus?
Schmidt: In einer idealen Welt, sollte diese Frage gar nicht mehr aufkommen, sondern es sollte bereits selbstverständlich sein, dass Teams, vor allem auch auf Führungsebene diverse sind. Für mich besteht das ideale Team sowohl aus Männern als auch aus Frauen, denen gleich viel Wertschätzung entgegengebracht wird. Auch Diversität bezüglich der Nationalitäten finde ich in einem Team wichtig.
In einer idealen Welt, sollte diese Frage gar nicht mehr aufkommen, sondern es sollte bereits selbstverständlich sein, dass Teams, vor allem auch auf Führungsebene diverse sind.
Im Rahmen unserer Interview-Reihe haben wir beim letzten Mal Christine Thews, Director Director Platform Development & Product Management bei toplink, getroffen. Sie hat uns folgende Frage für die nächste Interview-Partnerin mitgegeben: Wenn Sie eine Tochter hätten, die gerade die beruflichen Weichen für ihre Karriere stellen muss, welche Branche würden Sie Ihrer Tochter für ihre Zukunft empfehlen?
Schmidt: Ich würde meiner Tochter in erster Linie beibringen selbständig zu sein und ihr alle Mittel an die Hand geben, die sie benötigt, um alles zu lernen, was sie lernen möchte. In welcher Branche sie arbeiten möchte, überlasse ich ihr.
Welche Frage möchten Sie uns im Kontext Gender/Diversity für die nächste Interview-Partnerin mitgeben?
Schmidt: Was denken Sie, wie wir einen Wandel in der Denkweise der Gesellschaft anregen können?
Vielen herzlichen Dank für Ihre Zeit und das Interview, Frau Schmidt.
Für unsere Serie #LIT Ladies in Tech suchen wir weitere spannende Interview-Partnerinnen und -Partner. Kontaktieren Sie uns gerne bei Interesse. Schreiben Sie gerne eine E-Mail an: hanna.vonderau(at)eco.de