Seit 2019 setzt sich die gemeinnützige Groundbreaker gGmbH für eine gerechte Verteilung von Ressourcen ein. Durch ihr innovatives Foundation-as-a-Service-Konzept und ein breites Netzwerk an Partnerorganisationen in über 40 Ländern des Globalen Südens macht die Organisation es so einfach und unkompliziert wie möglich, sich für einen guten Zweck zu engagieren. Seit diesem Jahr ermöglicht die Organisation erstmals die Vergabe von Stipendien im Rahmen des Programms Groundbreaker Talents, welches junge Frauen in Uganda in einem praxisnahen, einjährigen Bootcamp zu Software-Entwicklerinnen ausbildet. Ziel ist es, die Qualifikationslücke zwischen gefragten Fachkräften und einer Jugend voller Potenzial zu schließen. Für viele junge Frauen ist dieses Stipendium die einzige Chance auf einen angemessenen Lohn und die Aussicht auf ein selbstbestimmtes Leben. Im Interview mit Leoni Rossberg, Co-Founder & Managing Director bei Groundbreaker gGmbH erfahren wir, wie sie das Programm Groundbreaker Talents in Uganda implementiert.
In Europa ist der Gender-Gap in der Tech-Branche immer noch groß: In europäischen Unternehmen sind nur 22 Prozent* der Tech-Jobs von Frauen besetzt. Wie sieht die Lage in der IT-Branche in afrikanischen Ländern aus?
Das Gleiche gilt leider auch für afrikanische Länder wie z.B. Uganda, wo sich die Kluft zwischen den Geschlechtern in der Technologiebranche sogar vergrößert und Frauen oft in Junior- und Einsteigerpositionen feststecken, was ihre berufliche wie auch persönliche Entwicklung massiv beeinträchtigt. Das Hauptproblem hierbei ist der erschwerte Zugang zu Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Netzwerken und Mentoring-Programmen.
Zusätzlich zu den 22% Gender-Gap müssen wir auch darüber sprechen, dass nur 3% der Tech-Jobs von schwarzen Frauen besetzt sind. Bei Groundbreaker sind wir überzeugt vom „Diversity Imperative“, also dass Unternehmen mit einer vielfältigen Belegschaft und einer integrativen Arbeitsplatzkultur erfolgreicher und besser für die Zukunft gerüstet sind.
Wir würden gerne mehr über Dein Projekt erfahren. Warum hast Du Dich für Uganda entschieden? Gibt es Erfolgs-Stories von Teilnehmerinnen, von denen Du uns erzählen kannst?
Seit der Gründung von Groundbreaker sind wir verstärkt in der Tech-Welt aktiv. Viele Unternehmen, mit denen wir Gespräche geführt haben, zeigten großes Interesse sich zu engagieren, fragten jedoch wiederholt danach, wie sie ihre Mitarbeitenden aktiv einbinden könnten. Zudem haben wir immer wieder wahrgenommen, wie wenig diversifiziert die Tech-Szene ist.
Mit unserem Stipendienprogramm Groundbreaker Talents verfolgen wir daher das Ziel, jungen Frauen im afrikanischen Raum langfristige Wege aus der Armut zu ermöglichen und gleichzeitig die Talentpipeline diverser zu gestalten. Deshalb sprechen wir auch nicht mehr von Spenden; vielmehr geht es uns um soziale Investitionen in die Ausbildung der richtigen Talente.
Für Uganda sprach vor allem Englisch als Amtssprache und eine ähnliche Zeitzone wie Europa – die besten Voraussetzungen für eine unkomplizierte internationale Zusammenarbeit. Die Tech-Szene in Uganda erlebt momentan einen beeindruckenden Aufschwung, begünstigt durch Investitionen in digitale Infrastrukturen im Rahmen der „Digitalen Agenda 2040″, was zu zahlreichen neuen Stellen im formellen Sektor führt.
Im Juni dieses Jahres startete unsere erste Kohorte und die Erfolge sind bereits deutlich sichtbar. Die Lernfortschritte, die die jungen Frauen bereits nach nur fünf Monaten verzeichnen können, sind beachtlich. Der sogenannte „Residential Approach“, also das Studieren und Wohnen auf einem Campus, zeigt bereits seine Wirkung, obwohl einige von unseren Stipendiatinnen das Training begonnen haben, ohne jemals zuvor Zugang zu einem Computer gehabt zu haben. Es erfüllt uns mit Freude zu beobachten, wie diese jungen Frauen handfeste Fähigkeiten erwerben und gleichzeitig an Selbstvertrauen gewinnen.
Darüber hinaus sehen wir, dass unser Mentoring-Programm mit Tech-Firmen im Globalen Norden einen erheblichen Einfluss hat. Der persönliche Kontakt zwischen Mentor*in und Mentee fördert Offenheit und trägt dazu bei, Barrieren abzubauen. Unser Ziel ist es, Diversität auf beiden Seiten zu fördern und so einen nachhaltigen Einfluss zu erzielen.
Welchen Herausforderungen bist Du während Deinem Projekt begegnet? Wie bist Du damit umgegangen?
Bisher sind erfreulicherweise nur wenige wirkliche Herausforderungen aufgetreten. Unser Team in Uganda ist fantastisch und hoch motiviert. Die Entscheidung, junge Frauen ohne Vorerfahrung und aus finanziell extrem benachteiligten Verhältnissen auszubilden, macht das Programm selbst natürlich schon anspruchsvoll. Gerade zu Beginn gab es unter den Stipendiatinnen viel Überforderung, aber alle haben sich in Resilienz und Geduld geübt. Außerdem gehören Stromausfälle und vorübergehende Internetprobleme leider zum Alltag. Glücklicherweise wird das jedoch bald Geschichte sein, da wir auf unserem neuen Campus ausreichend Generatoren installiert haben.
Es gibt viele tolle humanitäre Organisationen und Projekte, die lokalen Einwohner:innen einen wirklichen Mehrwert bringen. Doch es ist nicht immer einfach sie zu finden. Welche Tipps hast Du für diejenigen, die Interesse an humanitärer Arbeit haben? Worauf muss man bei der Wahl des Projektes achten?
Bevor wir Groundbreaker gegründet haben, habe ich viele Jahre in verschiedenen kleinen und großen Organisationen gearbeitet. Um echten Mehrwert zu generieren, ist es meiner Meinung nach wichtig, lokale Strukturen zu unterstützen. Ich verstehe aber, dass es schwierig ist diese kleinen, lokalen Organisationen zu finden und ihnen dann auch noch einen Vertrauensvorschuss zu geben. Aus dieser Herausforderung entstand die eigentliche Idee für unser Konzept „Foundation-As-A-Service“. Wir wollten es so einfach und unkompliziert wie möglich für motivierte Spender:innen machen, ein tolles Projekt zu finden, das einen nachhaltigen Unterschied macht. Mittlerweile haben wir ein großes Netzwerk an lokalen Initiativen im Globalen Süden in über 40 Ländern und können diese mit den passenden Spender:innen vernetzen. Allgemein würde ich immer Projekte suchen, die keine Abhängigkeiten schaffen und einen nachhaltigen Ansatz vorzeigen können.
Vielen herzlichen Dank für Deine Zeit und Dein Mitwirken in unserer Interview-Reihe!
Das Hauptproblem hierbei ist der erschwerte Zugang zu Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Netzwerken und Mentoring-Programmen.
Die Tech-Szene in Uganda erlebt momentan einen beeindruckenden Aufschwung, begünstigt durch Investitionen in digitale Infrastruktur im Rahmen der „Digitalen Agenda 2040″.
Die Entscheidung, junge Frauen ohne Vorerfahrung und aus finanziell extrem benachteiligten Verhältnissen auszubilden, macht das Programm selbst natürlich schon anspruchsvoll.
Wir wollten es so einfach und unkompliziert wie möglich für motivierte Spender:innen machen, ein tolles Projekt zu finden, das einen nachhaltigen Unterschied macht.