„Manels sind aus diversen Gründen heute einfach nicht mehr zeitgemäß“

Hanna von der Au betreut als Projektleiterin und PR-Managerin die Initiative #LiT – Ladies in Tech. Aktuell ist der Aufbau eines  Speakerinnen-Verzeichnis geplant. Im Interview beschreibt sie die Entstehung der Idee, Details des Angebots und die Gründe, warum eco den Service hostet.

Frau von der Au, wie kam es zu der Idee mit dem Speakerinnen-Verzeichnis?

Jeder, der sich auf Tech-Events umschaut, wird schnell feststellen: Auf den Podien sitzen viele qualifizierte Männer, aber kaum Frauen. Einerseits wünscht sich die IT-Branche mehr Frauen in Tech – nicht nur aufgrund des Fachkräftemangels, alle wollen auch von heterogenen Teams und deren Innovationsstärke profitieren –, andererseits sind Tech-Expertinnen auf Bühnen eindeutig unterrepräsentiert. Das passt auch deshalb nicht zusammen, weil weibliche Vorbilder und deren Sichtbarkeit für mehr Frauen in Tech immens wichtig sind.

Allein deshalb sehen wir hier Handlungsbedarf und wollen zur Veränderung beitragen, indem wir auf der Bühne und an den Mikrofonen von Tech-Events Platz für Frauen und ihre fachliche Expertise machen – nicht nur in der Rolle der Moderatorin. Wenn die Digitalisierung immer mehr Lebens- und Wirtschaftsbereiche und die Zukunft aller Menschen betrifft, dann kann es weder im gesellschaftlichen noch im wirtschaftlichen Interesse sein, die Expertise, die Perspektive und die Ideen von Frauen in den entsprechenden Expertenrunden außen vor zu lassen, indem sie nicht zu Wort kommen.

Außerdem sind Manels aus diversen Gründen heute einfach nicht mehr zeitgemäß. Wer dazu mehr wissen möchte, darf gern im Selbstversuch auf Social Media den Hashtag #Manels oder in der Suchmaschine den Begriff Manels bemühen und sich die Ergebnisse ansehen. Spoiler vorab: Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe männlicher Experten, die die Teilnahme an rein männerdominierten Diskussionsrunden ablehnen und sich buntere Panels wünschen.

Unter welchen Voraussetzungen kann man aufgenommen werden?

Erstens ist es ein reines Speakerinnen-Verzeichnis für Frauen. Sie sollten also eine weibliche Expertin sein, denn der Bedarf besteht ja sowohl auf Veranstalter:innen- wie auf Adressat:innenseite darin, Expertinnen zu finden. Zweitens braucht es eine eindeutige Expertise in den von eco getriebenen Themenfeldern und Initiativen, beispielsweise zu künstlicher Intelligenz, IoT, digitalen Infrastrukturen, IT-Sicherheit, Datenschutz, New Work oder Women in Tech.

Dieses Kriterium haben wir festgelegt, da wir einerseits allein als eco Verband über 100 Events im Jahr veranstalten und über das Speakerinnen-Verzeichnis unsere Events mit diverseren Expert:innenrunden besetzen möchten, anderseits kommen die User:innen unserer Websites aus der Tech-Welt. Sie suchen entsprechend Expertinnen im Kontext der digitalen Transformation und zu den zentralen Themen, die wir auch bei eco vorantreiben. Alles andere würde nicht zu unserem Markenkern passen, nicht mit unseren Zielgruppen matchen und wäre daher auch wenig Erfolg versprechend.

Wer kann den Service nutzen?

Uneingeschränkt alle, die eine Keynote-Speakerin, Fach-Referentin oder Panelistin für ihr Event brauchen und daher auf der Suche nach Expertinnen in Tech sind. Wir wollen nicht nur auf unseren eco Events mehr Speakerinnen eine Bühne bieten, sondern freuen uns auch darüber, wenn wir Tech-Events anderer Anbieter:innen mit unserem Speakerinnen-Verzeichnis diverser machen. Wir haben uns ganz bewusst dazu entschieden, das Verzeichnis öffentlich zugänglich zu machen, um so Awareness für das Thema und die vertretenen Frauen zu schaffen sowie Chancen auf Speaker:innen-Slots für Frauen in Tech auf Konferenzen zu generieren.

Wieso hostet eco diesen Service?

Wir sind zunächst einmal Bindeglied zwischen Frauen in Tech und Veranstalter:innen, indem wir beide im Erstkontakt zusammenbringen. Die konkrete Ausgestaltung und weitere Absprachen erfolgen dann zwischen Speakerin und Eventhost. Wir setzen uns mit unserer Initiative #LiT – Ladies in Tech sehr aktiv für Frauen in Tech und deren Sichtbarkeit ein. Frauen auch auf Tech-Events in die erste Reihe zu holen, ist daher nur ein logischer und konsequenter Schritt. Von Veranstalter:innenseite heißt es häufig, es sei schwierig, Tech-Panels mit mehr weiblichen Akteurinnen zu besetzen – wovon wir uns nicht ausnehmen.

Simone Menne hat mir in einem Interview einmal gespiegelt, dass die Argumentation mitunter auch bei der Besetzung von Aufsichtsratspositionen auftrete: Wir hätten so gern eine Frau, haben aber einfach keine gefunden. Frau Menne hat daher immer eine ganze Reihe an CVs von hochqualifizierten Frauen in der Schublade, die sie entsprechend weiterleitet. Auf diese Art und Weise ist es Frau Menne gelungen, Frauen in Aufsichtsräten zu positionieren und die Gremien diverser zu machen.

Ich wünsche mir, dass wir mit eco genau diese Lücke im Bereich Tech-Events erfolgreich besetzen und schließen können und eine Anlaufstelle für Expertinnen in Tech und Veranstalter:innen von Tech-Events sind.